Sankt Annenkirche

Die "Hauptkirche" in unserer Gemeinde.

 

Die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens blickt auf eine interessante Geschichte zurück. Neben Gottesdiensten finden hier auch Konzerte statt. Wir laden Sie auch ein, die Kirche zu besichtigen und freuen uns auf Sie.

 

Hoch überragt der kathedrale Bau der St. Annenkirche das Häusermeer der Stadt Annaberg. Er ist ihr wertvollster Schatz, der nicht nur sonntäglich von vielen gläubigen Menschen zum Gottesdienst, sondern auch täglich von zahlreichen Gästen und Touristen besucht, bestaunt und bewundert wird. Er ist fast so alt wie die Stadt.

 

Obwohl 1498 eine hölzerne Interimskirche errichtet worden war, begann bereits 1499 um diese herum der Bau der St. Annenkirche. Sie sollte Mittelpunkt der Annenverehrung werden. Der Bau wuchs mit einer im Mittelalter nicht üblich gewesenen Schnelligkeit, so daß - um Baufreiheit zu schaffen - die Interimskirche 1512 abgebrochen werden mußte. Auf das Mauerwerk wurde 1513 der kielbogenförmige Dachstuhl aufgesetzt, 1514 wurde das Dach verschalt, mit Kupferplatten bedeckt und der Turm fertiggestellt. Im Inneren wurden die Pfeiler errichtet, Emporen und Gewölbe eingespannt, das Gewölbe mit Ziegeln ausgeflochten und damit der Kirchbau 1525 endgültig beendet. Bedeutende Baumeister hatten ihn geprägt: Bauplan und Baugründung Conrad Pflüger (1499 - 1505), Hallen- und Turmmauerwerk Peter Ulrich (1506 - 1513) sowie Innenausbau und Bauskulpturen Jacob Haylmann (1515 - 1523).

 

Adam Daniel Richter schreibt: " Der gantze Bau der Kirche und des Thurms, nur bloß das Mauerwerk, soll zwey Tonnen Goldes gekostet haben. Andere erzehlen, daß die Kirche, sammt dem Gewölbe, ohne das Gemählde und Schilde, 209000. fl. gekostet." (Nach einer alten Überlieferung entspricht "eine Tonne Goldes" einen Wert von hunderttausend Gulden.) Die Finanzierung dieser Baukosten erfolgte durch fürstliche Beteiligungen, durch Einkünfte aus Berganteilen ( Kuxen ) sowie aus Wallfahrten nach Annaberg, durch Kollekten und Spenden sowie durch einen auf fündundzwanzig Jahren festgelegten Ablaß, den Papst Leo X am 23.6.1517 aufgerichtet hatte. Dieser Ablaß wurde durch die Annenbruderschaft verwaltet und hatte nichts mit dem Tetzelschen Ablaßhandel zu tun. Mit dem Innenausbau entstanden bedeutende, von Hüttensteinmetzen geschaffene Bauskulpuren: Die Kanzel ( 1516 ), das Portal der Alten Sakristei (1518) und die Brüstung der Emporen (1520 - 1522). Die in den Feldern des Kanzelkorbes, im Tympanon des Sakristeiportales und in den Feldern des Emporenzyklus befindlichen Skulpturen schuf der Freiberger Bildhauer Franz Maidburg.

 

Das Innere der St. Annenkirche wird vom Verklärungsfenster und von dem darunter befindlichen Hauptaltar beherrscht, den der Bildhauer Adolf (oder Hans?) Daucher in seiner Augsburger Werkstatt schuf. Dieses dreihundertsiebzig Zentner schwere Steinbildwerk wurde in Einzelteilen nach Annaberg gebracht und 1522 im Hauptchor aufgestellt. Sein Rahmenwerk besteht aus zehn verschiedenen italienischen Marmorarten, die darin befindlichen Skulpturen aus Solnhofer Kalkstein. Aus ehemaligem Klosterbesitz bekam die St. Annenkirche 1556 den Taufstein (um 1515 für das Chemnitzer Kloster) und 1576 die Schöne Tür (1512 für das Annaberger Kloster geschaffen), beides Werke von Hans Witten. Im nördlichen Nebenchor steht der 1521 von der Bergknappschaft gestiftete Bergaltar, ein geschnitzter Wandelaltar der Freiberger Schule, vermutlich aus der Werkstatt Philipp Kochs, des Meisters der Freiberger Domapostel. Im südlichen Nebenchor steht der von der Knappschaft der Münzer und Schmelzer gestiftete Münzeraltar. Dieser sowie der 1515 von den Annaberger Bäckern gestiftete und seit 1996 am zweiten freien Pfeiler der südlichen Pfeilerreihe (vom Orgelchor aus) befindliche Bäckeraltar werden dem Dresdener Bildhauer Chrisoph Walther I zugeschrieben, der auch die an den Rippenenden im Gewölbe befindlichen Propheten- und Königsbüsten sowie die Skulpturen an den Tragsteinen der Rippen an den Säulen schuf.

 

Die St. Annenkirche bsitzt zahlreiche Gemälde, von welchen vor allem die Bergbaugemälde von Hans Hesse weltweite Bedeutung erlangt haben. Andere Gemälde weisen Einfluß Lucas Cranachs auf und stammen zum Teil von dem Annaberger Maler Antonius Heusler. Das Äußere der Kirche wird durch das schmucklose Mauerwerk, die pfeilerbewehrte Ost-Chorfront, vor allem aber von dem fast achtzig Meter hohen St. Annenturm bestimmt. Auf diesem befindet sich das aus dem Jahre 1814 stammende ( in Moll gestimmte ) Bronzegeläut, das die Menschen zum Gebet, zur Andacht und zum Gottesdienst ruft. Zwei der Glocken wurden 1942 als Kriegsmaterial beschlagnahmt. Sie entgingen jedoch Zerstörung, wurden nach dem Krieg in Hamburg aufgefunden und kehrten im Sommer 1948 nach Annaberg zurück. Das Mauerwerk des Kirchturmes hatte in früheren Zeiten Außenputz, der, damit er "... gegen das Wetter halten und nicht abfallen soll, mit Rinds-Blut und mit Milche eingemacht " worden war. Das ursprünglich kielbogenförmige Dach der Kirche wurde vermutlich 1662 durch ein Satteldach ersetzt. Das Hauptportal in der Giebelfront wurde 1926 - 1927 in das Mauerwerk eingetieft, neu gestaltet und die Ölbergszene im Tympanon 1932 herausgemeißelt.

 

Bis 1539 war die St. Annenkirche ein katholisches Gotteshaus. Sie besaß einhundertzwanzig Reliquien, die in kostbaren Monstranzen und Pacificalen aufbewahrt wurden. Diese sowie zahlreiche Kelche, Patenen, andere gottesdienstliche Geräte und Heiligenfiguren aus Silber, meist vergoldet und mit Edelsteinen besetzt, hatten 1530 ein Gesamtgewicht von 971 Mark und 7 ½ Lot, etwa 224,9 Kilogramm. Nach Einführung der Reformation wurde der größte Teil dieses edelmetallenen Schatzes 1540 eingeschmolzen und vermünzt, die Reliquien Ende des 17. Jahrhunderts an einem geheim gehaltenen Ort in der St. Annenkirche vergraben.

 

Zahlreiche Restaurationen in fünf Jahrhunderten haben das Innere der St. Annenkirche immer wieder verändert, und von der einst reichen Ausstattung ist nicht allzuviel übrig geblieben. Das Verlorene fiel nicht dem Bildersturm, der 1539 bereits verebbt war, zum Opfer, sondern zerfiel im Laufe der Zeit und wurde beseitigt. Staatlich betriebene wirksame Denkmalpflege gibt es in Sachsen erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Die Walcker-Orgel von 1884 wurde von 1992 bis 1995 vom Hermann Eule Orgelbau Bautzen völlig rekonstruiert und erklingt seither wieder zur Freude der Gemeinde. Trotzdem blieb noch viel Altes und Wertvolles erhalten, so daß sich die St. Annenkirche auch heute noch in beeindruckender Schönheit präsentieren kann - den Gläubigen zur Erbauung im Gottesdienst, den Gästen und Touristen zum Staunen und Gott zu Lob und Preis.

 

Orgeln

In der St. Annenkirche haben die Kirchenmusiker zwei Orgeln zur Verfügung.

Auf dem Altarplatz steht eine 1979 von der Firma Eule, Bautzen erbaute Altarplatzorgel.

 

DIE WALCKER-ORGEL IN ST. ANNEN IN ANNABERG-BUCHHOLZ

Die 1883/84 von Walcker in Ludwigsburg gebaute Orgel der Annenkirche hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Instrument besaß ursprünglich 56 Register auf drei Manualen und Pedal, Kegelladen mit mechanischer Traktur und eine Barkermaschine im ersten Manual. Bereits 11 Jahre nach Fertigstellung wurde die Orgel durch die Gebrüder Jehmlich, Dresden auf pneumatische Traktur umgestellt, um 11 Register erweitert und etwa einen Meter nach hinten geschoben.

 

Spätestens nach 1945 zeigten sich in der Pneumatik zunehmend Fehler, so dass 1975 die Orgel außer Dienst gestellt werden musste. Für eine grundlegende Instandsetzung fehlte das Geld. Unterschiedliche Varianten zum Umbau der alten Orgel sowie zu einem vollständigen Neubau wurden erwogen. Letztlich gab der hohe Anteil an unverändert erhaltener Klangsubstanz von 1884 den Anstoß das Instrument weitgehend in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen und die technische Anlage anhand von Vergleichsinstrumenten (Riga, Dom; Kamenz, Marienkirche und Wien, Votivkirche) sicher zu rekonstruieren. Um eine auf allen drei Manualen gleiche Spielart zu erreichen, erhielt die Orgel nicht -wie ursprünglich- nur eine Barkermaschine für das Hauptwerk, sondern in allen Manualen sowie in der Registertraktur Barkerhebel. Zusätzlich ermöglicht nun ein Registerprolongement das Umregistrieren während des Spielens. Die hervorragende Restaurierung und Rekonstruktion des Instrumentes erfolgte durch Hermann Eule Orgelbau, Bautzen.

Am 22. Oktober 1995 konnte die rekonstruierte Walcker-Orgel neu eingeweiht werden.

 

DISPOSITION der Walcker-Orgel

Erbaut: 1884 – E. F. Walcker, Ludwigsburg

Restauriert: 1995 – H. Eule, Bautzen

 

I. Manual – Hauptwerk C-f’’’

 

Principal 16’

Flauto maior 16’

Principal 8’

Bourdon 8’

Gemshorn 8’

Hohlflöte 8’

Doppelflöte 8’

Quintatön 8’

Viola di Gamba 8’

Dolce 8’

Quinte 5 1/3’

Oktav 4’

Rohrflöte 4’

Gemshorn 4’

Quinte 2 2/3’

Oktav 2’

Mixtur 6fach 4’

Cornett 4-5fach 8’

Mixtur 6fach 2’

Fagott 16’

Trompete 8’

Clairon 4’

 

II. Manual C-f’’’

 

Quintatön 16’

Principal 8’

Gedeckt 8’

Spitzflöte 8’

Salicional 8’

Aeoline 8’

Voix celeste 8’

Principal 4’

Flauto dolce 4’

Viola 4’

Quinte 2 2/3’

Piccolo 2’

Superoktave 1’

Mixtur 4-5fach 2’

Cymbal 3-fach 2 2/3’

Oboë 8’

 

III. Manual – Schwellwerk C-f’’’

 

Bourdon 16’

Geigenprincipal 8’

Lieblich Gedackt 8’

Concertflöte 8’

Harmonika 8’

Fugara 4’

Principal 4’

Traversflöte 4’

Waldflöte 2’

Harmonia aetheria 3fach 2 2/3’

Mixtur 4fach 1 1/3’

Clarinette 8’

Vox humana 8’

Tremolo zur Vox humana 8’

Tremulant zu II und III

Pedal C-d’

 

Principalbaß 32’

Principalbaß 16’

Violonbaß 16’

Subbaß 16’

Bourdon doux 16’

Oktavbaß 8’

Flötenbaß 8’

Violoncello 8’

Oktav 4’

Mixtur 6fach 5 1/3’

Posaunenbaß 32’

Posaunenbaß 16’

Trompete 8’

Clairon 4’

 

Koppeln: II/I – III/I – III/II – I/P – II/P – III/P

 

Spielhilfen: Tutti – Fortissimo – Mezzoforte – Piano – Pianissimo – Forte-Pedal – Piano-Pedal – Zungen

Schwelltritt III. Manual – Schwelltritt für Oboë 8’ II. Manual

Combinations-Prolongement