ehemalige Hospitalkirche St. Trinitatis

Die Kirche vor den Toren der Stadt, neben dem alten Friedhof und dem ehemaligen Hospital ist vor allem in Verbindung mit der Pest in Annaberg bekannt: war sie doch für viele die letzte Station. Aber auch das Dreieinigkeitsfest (besser bekannt als Kät) nahm in ihrer Umgebung seine Anfänge. Heute wird die Kirche nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Der Kirchenvorstand ist sehr bemüht, eine neue Nutzung für das Gotteshaus zu finden.

 

Die erste Hospitalkirche soll angeblich aus einer vor dem Wolkensteiner Tor 1498 erbaut gewesenen ehemaligen Bergkapelle hervorgegangen sein. Sicher ist das nicht. Chronikalisch wird berichtet, daß 1517 eine Hospitalkirche betanden hat. Ihr Zustand war aber so schlecht, daß sie abgebrochen werden mußte. Von 1526 bis 1529 erfolgte ein Neubau. Dieser wurde durch den Stadtbrand von 1604 vernichtet.

 

Ihr Wiederaufbau von 1606 bis 1608 konnte vermutlich aus Geldmangel nur sehr einfach erfolgen, so daß sie schon nach einigen Jahrzehnten wegen Baufälligkeit wieder abgebrochen werden mußte.

 

Von 1684 bis 1686 erfolgte ein solider Neubau. Sein Äußeres war schlicht. Das Satteldach trug einen Dachreiter, in dem die von 1605 stammende Glocke des Vorgängerbaues hing. An der Friedhofseite befand sich bereits damals eine Außenkanzel, von der aus am Trinitatissonntag mittags zwölf Uhr, "... wenn es die Witterung zulassen will ..." der Trinitatis - Festgottesdienst gehalten wurde, bei dem die Obrigkeit der Stadt unter der friedhofslinde zu sitzen pflegte. Im Kircheninneren befanden sich ein Schnitzaltar, an den Wänden der Seitenschiffe die Männer-, im Mittelschiff die Frauenstühle, in halber Höhe war eine Empore eingespannt und eine Orgel aufgestellt worden.

 

Ein Großbrand äscherte die Hospitalkirche 1826 völlig ein. Ihr Wiederaufbau begann 1828, wobei das Mauerwerk erhöht, ein hohes Satteldach mit Dachreiter aufgesetzt und alles mit Schiefer gedeckt wurde. Der Dachreiter ist eine Besonderheit. Er wurde dem 1813 abgebrannten St. Annenturm verkleinert nachgestaltet, zeigt dessen früheres Aussehen.

 

Von der alten Innenausstattung ist nur ein Abendmahlsrelief (1685) erhalten geblieben. Das Altarkreuz (um 1510) stammt ursprünglich aus dem Annaberger Kloster, wurde 1577 in die St. Annenkirche und von da 1966 in die Hospitalkirche versetzt. Die denkmalgeschützte Gotthilf-Bärmig-Orgel stammt von 1864.

 

Mit der Hospitalkirche ist der alte Annaberger Gottesacker eng verbunden. Dieser wurde bereits 1506 angelegt. Seine Weihe erfolgte am 27.10.1519 " bey trüben und neblichen Wetter mit grossen Gepränge" durch Johann VII von Schleinitz, Bischof zu Meißen. Am 28.10.1519 wurde er mit heiliger Erde vom Campus sanctus zu Rom bestreut, die vorher in der St. Annenkirche aufbewahrt und in feierlicher Prozession zum Friedhof gebracht worden war. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus diesem Anlaß die Friedhofslinde, die " Auferstehungslinde ", gepflanzt worden ist.

Die Hospitalkirche heute:

 

1978 wurde die Trinitatiskirche als Ausweich für die Gottesdienste der St. Annenkirchgemeinde genutzt, da das Hauptschiff der St. Annenkirche für Restaurierungszwecke eingerüstet war. In den 80er Jahren wurde sie als Jugendkirche benutzt.

 

Seither steht sie ungenutzt und droht langsam zu verfallen. Außerdem war sie in den letzten Jahren sehr oft Ziel von Einbrüchen bis hin zu einem Brandanschlag.

 

Im IV. Quartal 2006 erfolgt eine Notsicherung aus Fördermitteln des Bundes und des Landes.

Damit ist die Erhaltung der Bausubstanz vorübergehend gewährleistet.

Im Zuge der Notsicherung und aufgrund des Entschlusses, die Kirche mangels Nutzungsmöglichkeiten zu verkaufen wurde das Inventar nach dem Brandanschlag entfernt:

Die Orgel wurde nach Marbach verkauft. Das Kruzifix aus dem Franziskanerkloster kam zurück in die St. Annenkirche und das Abendmahlsrelief wurde nach Instandsetzung in die Friedhofskirche (Buchholz) versetzt.

 

2017/2018 erfolgte die Neudeckung des Daches, der Wiederaufbau des oberen Abschlusses des historischen Gibels und die Erneuerung der Eingangstür. Damit wurden die Provisorien beendet und die Erhaltung der Trinitatiskirche langfristig gesichert.

 

Projekt mit Visionen für eine Zukunft der Trinitatiskirche (2007-2010)

Mit einer Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe versuchte die Kirchgemeinde gemeinsam mit dem Kunstsammler Dr. Josef Böhm und dem Verein Kunstkeller Annaberg e.V. Ideen für eine künftige Nutzung der Kirche als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum für Zeitgenössische Kunst vorzustellen.

 

Mit Hilfe von drei Ausstellungen wurden die Ideen der Bevölkerung vorgestellt, fanden jedoch keine Unterstützer und konnten so nicht umgesetzt werden.

 

Gleichzeitig entstand in einer Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fachbereich Angewandte Kunst Schneeberg eine Diplomarbeit zur multifunktionalen Nutzung. Die Diplomandin Friederike Hofmann verteidigte ihre Diplomarbeit im Juli 2008. Im Rahmen der ersten Ausstellung wurden die Ergebnisse in der Trinitatiskirche der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Für eine dauerhafte Nutzung der ehemaligen Hospitalkirche als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum für Zeitgenössische Kunst fand sich in Annaberg-Buchholz keine Basis.

 

Förderverein:

2012 gründete sich ein Förderverein mit dem Ziel, die Kirche als sakrale Stätte zu erhalten und projektbezogen wieder zu nutzen.

 

aktuelle Nutzung und Zukunft:

Die Kirche ist derzeit vollständig und langfristig an das Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens vermietet.